Zwischen den welten
Die Epoche, in der das HINDENBURGHAUS entstand, war eine Zeit des Umbruchs – ökonomisch, sozial und künstlerisch.
Das Jahr 1900 bedeutete nicht nur den Wechsel vom 19. ins 20. Jahrhundert, sondern war auch verbunden mit dem Durchbruch der Moderne. Die Bevölkerung zog vermehrt vom Land in die Städte. Die Industrie erzeugte wie am Fließband technologische Revolutionen, die eine weltweite Nachfrage und zahllose neue Arbeitsplätze schufen. Der Fortschrittsglaube war vielerorts zum Greifen nah.
Die Massenproduktion und Urbanisierung lösten bei vielen jungen Künstlern aber eine Sehnsucht nach der Natur aus. Architekten konnten sich nicht mehr identifizieren mit groben Materialien wie Beton und Eisen oder den gängigen strengen Linien.
Mit dem Stil, den sie stattdessen schufen, trugen sie das Natürliche in die Städte: schwungvolle Formen, die Wellen, Ranken und wallendem Haar nachempfunden waren. Ästhetik, integriert in den Alltag. Bei der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 war der Jugendstil allgegenwärtig. Und über 48 Millionen begeisterte Besucher trugen die revolutionäre Kunst hinaus in die Welt.
Das HINDENBURGHAUS ist das Ergebnis dieser Entwicklung. Das Gebäude kokettiert mit der alten und neuen Welt, ist Garant für Konventionen und zugleich Symbol für einen kühnen Blick in die Zukunft.
Eintreten und staunen: das prachtvolle
Foyer mit vielen aufwendigen Details
Eintreten und staunen: das prachtvolle
Foyer mit vielen aufwendigen Details
vom hotel zum Kontorhaus
Das HINDENBURGHAUS wurde im Jahr 1909 von den Architekten Hiller & Kuhlmann als Luxusunterkunft konzipiert. Das City-Hotel Hamburg sollte hier eine herrschaftliche Heimat finden – zusammen mit dem Modegeschäft Büsing & Zeyn, das die Räumlichkeiten im Erdgeschoss beziehen sollte.
Für ihre Vision vermischten Hiller & Kuhlmann einen neoklassizistischen Baustil mit aufwendigen, naturalistischen und skurrilen Schmuckelementen des Jugendstils, die beispielsweise Türstürze oder Pfeiler zieren.
Bei der Innenausstattung wussten die Architekten das großzügige Budget ihres Auftraggebers Ernst Zeyn gekonnt zu nutzen: Das Foyer ist komplett holzvertäfelt, die stuckbesetzte Decke in elegantem Gelb und Weiß gehalten und der Marmorboden mit dekorativen Quadraten geschmückt. Vor dem Treppenhaus thront ein mit kunstvollen Spiegeln eingefasster Brunnen.
Die Treppengeländer sind aus polierten Edelhölzern gefertigt und mit aufwendigen Schnitzarbeiten verziert. Und gigantische Kronleuchter und prachtvolle Lampen tauchen alles in ein standesgemäßes Licht. Wer durch diese Räume schreitet, so scheint es, solle sich fühlen wie in einem Schloss oder in einem Luxusliner, der den Atlantik überquert.
Durch die Folgen des Ersten Weltkriegs aber wurden die Pläne für das City-Hotel verworfen, und so wurde das HINDENBURGHAUS im Jahr 1921 in ein Kontorhaus umgewandelt.
Erst jetzt, genau 100 Jahre später, entfaltet eines der prunkvollsten Gründerzeithäuser der Stadt seine ganze Pracht.